Melanie Brunner und Edy Portmann, beide wohnhaft in unserer Region und am Puls der Zeit, geben Auskunft über ihre Ideen und Chancen, welche in der Region Sursee-Mittelland umgesetzt werden könnten. Der Regionale Entwicklungsträger Sursee-Mittelland sucht solche Ideen im Rahmen des Zukunftsprozesses.

Hier das Interview von Melanie Brunner: (klicken Sie hier für das Interview von E. Portmann)

«Unsere Region kann zu einem Cluster für nachhaltiges Bauen werden»,
Melanie Brunner

Melanie Brunner, lic.rer.publ. HSG, ist seit 2008 in der Holzbranche tätig, zuerst als Geschäftsführerin der PROHOLZ Lignum Luzern, seit 2019 als Geschäftsführerin der Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz, der Dachorganisation der Zentralschweizer Wald- und Holzwirtschaft. Als gebürtige Glarnerin wohnt sie mit ihrer Familie in der Region Sursee-Mittelland.

Wo erkennen Sie in der Gesellschaft, Wirtschaft oder Politik Potenziale, welche regional und gemeinschaftlich diskutiert werden sollen?

Um die grossen Herausforderungen der Zukunft zu meistern, braucht es ein radikales Um-denken. Dieses Umdenken fängt aber bei jedem Einzelnen an. Jeder soll sich die Frage stellen, was kann ich dazu beitragen, um den Planeten ein bisschen besser zu machen? Jeder soll Verantwortung für sein Tun oder Lassen übernehmen, kritische Fragen stellen, den Wahrheiten auf den Grund gehen und wieder in seine Kraft kommen – weg von der Angst. Die Medien und die Politik haben da eine grosse Mitverantwortung – das haben die letzten drei Jahre gezeigt.

Was heisst dies konkret für die Region Sursee-Mittelland?

In unserer Region haben wir viele verantwortungsvolle Unternehmen, eine wunderbare Natur, eine gute Infrastruktur sowie beste Anschlüsse an den öffentlichen Verkehr. Unsere Region hat das Potenzial dazu, zum Cluster für nachhaltiges und verantwortungsvolles Bauen zu werden. Mit dem Haus des Holzes in Sursee hat die PIRMIN JUNG Schweiz AG in Sachen Kreislaufwirtschaft neue Massstäbe gesetzt und am eigenen Firmenneubau demonstriert, wie «Cradle-to-Cradle» funktioniert. Z.B. können die einzelnen Bauteile mit geringem Aufwand wieder demontiert und einem anderen Nutzen zugeführt werden, soll-te der Lebenszyklus des Gebäudes mal vorüber sein.

Welche weiteren Faktoren helfen mit, eine solche Vision zu verwirklichen?

Mit dem Businesspark in Sursee und weiteren Firmen, die in der Haustechnik oder der IT-Branche tätig sind, verfügt die Region über ein optimales Firmengeflecht, welches eine hohe regionale Wertschöpfung erzielt und Arbeits- und Ausbildungsplätze generiert. So können sich die Unternehmen in einem Cluster noch weiter vernetzen, zusammenarbeiten und Synergien nutzen. Sursee ist verkehrstechnisch ein Knotenpunkt und von Bern, Basel, Zürich her optimal zu erreichen. Der Besitz eines Autos ist mit dieser Verkehrsanbindung nicht unbedingt nötig, so dass sich das Mobilitätsverhalten ändern könnte. Sharing Kon-zepte können Auftrieb erhalten, nicht nur was die Mobilität, sondern das ganze Lebens-konzept anbelangt. Weniger ist mehr, lautet die Devise, wo jeder Einzelne aber wieder gefragt ist und seinen ökologischen Fussabdruck überdenken muss.

Wie wird der ökologische Fussabdruck weniger?
Corona hat demonstriert, dass z.B. ein Businesstrip für eine Sitzung in London nicht mehr nötig ist – es geht auch mit einer Onlinekonferenz. Das spart Zeit und Geld und ist erst noch besser für das Klima. Hofläden verzeichneten plötzlich mehr Kunden, da auf die Regionalität mehr Wert gelegt wurde. Kaum waren aber alle Massnahmen weg, verfielen die meisten Menschen wieder in die alten Muster und mussten auch noch aufholen, was sie scheinbar verpasst haben. Ist das wirklich nötig? Ich bin überzeugt, dass wir uns auf die Natur und ihre Kreisläufe zurückbesinnen sollten, um in unserer Kraft und Energie zu bleiben. Für unsere Unternehmen in der Region, für öffentliche Räume oder auch für Hausbesitzer kann dies unter anderem heissen, naturnahe Umgebungen mit einheimischen Pflanzen zu schaffen und so der Biodiversität in urbanen Gebieten wieder mehr Raum zu geben. Die Natur braucht uns als Menschen nicht, aber wir brauchen die Natur.

 

Im Kasten

Der Regionale Entwicklungsträger (RET) Sursee-Mittelland führt bis Ende 2023 einen Zukunftsprozess durch, der die regionalen Chancen und Potenziale ermittelt und in einer Art strategischem Kompass für die nächsten 10 bis 15 Jahre festhält. Im Jahr 2022 startete der Prozess. Aktuell läuft die Sammelphase, in der alle möglichen Ideen und Chancen von den Menschen in unserer Region, wie die genannten von Edy Portmann und Melanie Brunner, zusammengetragen werden. Auf der Website www.zukunftsprozess.ch können noch bis Ende April Ideen anonym eingegeben werden. Aktuell sind bereits über 70 solche Ideen erfasst worden.

In der letzten Phase werden aus den Eingaben konkrete Handlungsfelder für die Region entwickelt. Dies geschieht durch ein regionales Zukunftsforum bestehend aus 22 zufällig ausgewählten Personen. In den nächsten Wochen erhalten zufällig ausgewählte Einwonnerinnen und Einwohner aus den 19 Gemeinden der Region eine Einladung zur Teilnahme am Zukunftsforum.. Wer im Forum aktiv mit dabei sein kann, entscheidet sich an einer öffentlichen Auslosung im im Mai 2023.

Ideen für unsere Region, die weiterverfolgt werden müssten, oder unentdeckte Potenziale können noch bis Ende April online unter www.zukunftsprozess.ch mitgeteilt werden. Dort sind auch alle Informationen zum Zukunftsprozess zu finden.